Budapest abseits der Pfade

Auf dieser Website finden Sie hier aktuelle Ergänzungen zum Buch: Was ist seit dem Erscheinen des Buches im Herbst 2020 in Budapest neu an interessanten Kulturorten entstanden – und vieles mehr! 

Mit grossem Schwung: ein Haus für die Musik und ein neues Museum in Budapest

 

In Budapest können seit Frühjahr 2022 zwei grossartige neue Gebäude erkundet werden. Es handelt sich um das sogenannte "Musikhaus" (Zene Háza) und das Néprajzi Múzeum, das Ethnografische Museum. Beide stehen sie im Városliget-Stadtpark unweit von den beiden Kunstmuseen am Heldenplatz (Szépművészeti Múzeum, Museum für Bildende Künste, und Kunsthalle, Műcsarnok) - man kann also einen ganzen Tag hier verbringen und vier Kulturhäuser besuchen. Die Umgestaltung des grossen Stadtparks, in welcher ein hässlicher gigantischer Freiluftparkplatz, vernachlässigte Grünflächen und alte Bauten für eine umfassende raumplanerische Neugestaltung entfernt bzw. umgestaltet wurden - was lange Proteste und Geländebesetzungen zur Folge hatte, die von der Regierung nicht geräumt wurden, aber schliesslich aufgegeben wurden -, ist letztlich ein von den meisten Budapesterinnen und Budapestern gut aufgenommenes Projekt. Was sicher ist: Der Parkplatz ist weg, in den Untergrund verbannt - und dafür ist nun Raum und Luft. Zum einen für das Denkmal an den ungarischen Aufstand von 1956, das zuvor von Autos umzingelt war - zum anderen für den kühnen Bau des neuen Ethnografischen Museums. Da die Bedingung war, dass das erwähnte Denkmal in die architektonische Gesamtgestaltung integriert werden musste, fand das Wettbewerbssiegerprojekt, das ungarische Architekturbüro Napur Architect von Marcel Ferencz, seine Lösung in einer gewaltig geschwungenen Form. An den Aussenseiten ragt das Gebäude in die Höhe, in der Mitte liegt es auf dem Boden - und sein Innenleben folgt demselben Schwung. Mehr noch als die ethnografische Sammlung, die hier neben Wechselausstellungen und einem riesigen (interaktiven) Budapest-Stadtmodell besichtigt werden kann, ist die eigentlich Attraktion der geschwungene Rücken des Gebäudes, auf dem man verweilen, im Gras liegen (riesige Grünflächen!), die Seitenrampen hoch bis zur Aussichtshöhe oder sich im Wasserdampf stehend abkühlen kann (sehr willkommen im Sommer! - und bereits, anders als auf dem Zürcher Turbinenplatz ..., von Anfang mit bedacht). Hinter dem Gebäude öffnet sich die Cafeteria mit Blick auf den Park hin.

Ebenfalls modernste Technik bietet auch das nur 2 Gehminuten hiervon entfernte "Musikhaus" (Sou Fujimoto Architects), bei dem Bäume buchstäblich durch die Decke wachsen dürfen. Das an einen grossen Pilz erinnernde Gebäude bietet eine Aussen- und eine Innenbühne, auf erster werden oft Gratiskonzerte abgehalten, im Musiksaal finden ab Herbst 2022 grössere Konzerte (Pop, Rock, Klassik und mehr) statt. Im ersten Stock kann man mit Blick in den Park innen und aussen auf einer Terrasse Kaffee trinken oder auch etwas essen. Aber der Höhepunkt wartet im Untergeschoss, zu dem man die Eintrittskarten in der hellen und hohen Lobby kaufen kann: eine überwältigende, in grossen Teilen interaktive Ausstellung zur Geschichte der Musik! Mit Kopfhörern, die eine kleine Kamera enthalten, und einem Sendegerät ausgestattet, geht es von den Anfängen mit Volksmusik hin zur polyphonen Musik, zu Barock, Klassik, Oper, zu Zwölfton- und serieller Musik, zu Pop, Rock, computergenerierter Musik, zu Radio, Filmkomposition und mehr, und zuletzt zur Cloud. Man hört, sieht, entdeckt, mit allen Erklärungen z.B. in Englisch, der Sender reagiert, sobald man den Kopf in eine andere Richtung dreht, man kann sich ausruhen oder auch immer wieder selbst ausprobieren - und gerät fast schon in einen tranceartigen Zustand, versunken und doch beglückt.

 

Text: Bettina Spoerri

 

Vgl. auch die offizielle Website zum Liget-Projekt

Bilder: Miklós Klaus Rózsa | Juli 2022


In unserem Buch Budapest abseits der Pfade (erschienen im Herbst 2020) erzählen wir, die Autorin Bettina Spoerri und der Fotograf Miklós Klaus Rózsa, vom pulsierenden Kulturleben der ungarischen Hauptstadt in seinen widersprüchlichen Facetten. Das Paris des Ostens mit seiner bewegten Geschichte von Donaumonarchie über deutsche Besatzung und sowjetische Herrschaft bis hin zu einer zunehmend fragilen Demokratie ist heute geprägt von starken Kontrasten. Neues im Alten und Altes in Neuem in Form von Umnutzung oder Neudefinition auf mehreren Ebenen gleichzeitig wirken im Budapest des frühen 21. Jahrhunderts, das allen widrigen Umständen zum Trotz boomt und ein reiches jüdisches Leben, neue Kultur- und Kunstzentren, zahllose Ausgeh- und Freizeitangebote und Orte für besondere Genussfreuden entwickelt hat.

 

Miklós Klaus Rózsa und Bettina Spoerri
Budapest Abseits der Pfade

BUDAPEST - Einblicke in eine der grössten jüdischen Städte heute

In ihrem Buch Budapest abseits der Pfade erzählen die Schriftstellerin Bettina Spoerri und der Fotograf Miklós Klaus Rózsa vom pulsierenden Kulturleben der ungarischen Hauptstadt in seinen widersprüchlichen Facetten - und insbesondere vom reichen und vielfältigen jüdischen Leben in Budapest heute. Das 'Paris des Ostens' mit seiner bewegten Geschichte von Donaumonarchie über deutsche Besatzung und sowjetische Herrschaft bis hin zu einer zunehmend fragilen Demokratie ist geprägt von starken Kontrasten. Neues im Alten und Altes in Neuem in Form von Umnutzung oder Neudefinition auf mehreren Ebenen gleichzeitig wirken im Budapest des frühen 21. Jahrhunderts, das allen widrigen Umständen zum Trotz boomt und neue Kultur- und Kunstzentren, zahllose Ausgeh- und Freizeitangebote und Orte für besondere Genussfreuden entwickelt hat. 

 

Eine Veranstaltung, die in Kooperation von ICZ Bibliothekskommission und AquariumClub am 16. Januar 2022 stattfand. Hier die Aufzeichnung der digitalen Veranstaltung (Dauer ca. 60 Minuten): 


Rezensionen des Buches

Kongenial wird Reiseliteratur erst, wenn sie von verschiedenen Blickwinkeln geschrieben wird. Spoerri und Rózsa bringen für ihr Buch über die ungarische Hauptstadt dafür die besten Voraussetzungen mit. Deshalb ist dieses Buch weit mehr als ein Reiseführer.


Bettina Spoerri & Miklós Klaus Rózsa: Budapest abseits der Pfade

 

Wenn „Budapest abseits der Pfade“ mit einem Dialog startet, in dem es um die aktuelle politische und wirtschaftliche Lage Ungarns im Allgemeinen und Budapests im Besonderen geht, wird schnell deutlich, dass die Leserin und der Leser ein anderer Reiseführer erwartet, als man vielleicht gewohnt ist oder angenommen hat. 

Budapests Metamorphose vom „Paris des Ostens“ zur Stadt zwischen West und Ost – wir werden mitten hinein geworfen in die Straßen mit den maroden Fassaden. Die Ungarn, so erfahren wir, sind krisenerprobt. Reden wir nicht von KuK, Weltkriegen und Ostblock. Nach dem Fall des eisernen Vorhangs begab sich das Land stracks in Abhängigkeit von Großkonzernen der Automobilindustrie und Technologie, einhergehend oder gefördert von korrupten Politikerinnen und Politikern. Hier wurde alles zu Forint gemacht, was nicht niet- und nagelfest war. 

Den Schwenk zum eigentlichen Thema des Buches schaffen die Autorin und der Autor durch den Verweis auf eine große Fast-Food-Kette, die sich in einem baufälligen Bahnhofsgebäude in Budapest eingenistet hat. 

Budapest prägen nicht nur kulturelle Fragen, und schon gar nicht rein touristische. Zum Charakter der Stadt an der Donau gehören untrennbar wirtschaftliche, politische und soziale Themen. Diesen Zusammenhängen widmen die Autoren ihr Buch.

 

Wie jedes gutes Sachbuch gibt es eine Gliederung:

  1. Zu Fuß unterwegs – Der Blick der Straße

  2. Kontraste – Ungleichzeitigkeit und Gleichzeitigkeit

  3. Zeitreisen – alter Prunk und Ausverkauf

  4. Durch den Budapester Magen

  5. Vom Holocaus-Museum bis Judapest

  6. Von Capa bis Müpa

Budapest, so erfahren wir, hat seinen Ostblock-Groove abgeschüttelt. Dennoch gibt es hier Bezirke, an denen Strukturwandel und Gentrifizierung kommentarlos vorbeimarschiert sind. Wir lernen, warum es in Budapest und Ungarn so wenig Mietwohnungen und so viel Wohneigentum gibt. Die Antwort überrascht: Weil sich der Staat nach der Wende seiner Verantwortung durch den günstigen Verkauf der Wohnungen entzog. Seiner Verantwortung für die Instandhaltung nämlich.

 

Was jeder Budapest-Besucher wissen muss: In Ungarns Hauptstadt zählen die inneren Werte. Aus den einfachsten Verhältnissen zaubern die Budapester kreativ etwas Eindrucksvolles. Wie die Ruinenkneipen.

 

Dieses Buch hat einiges in petto. Einen kleinen Ratgeber für die ungarische Sprache, Empfehlungen zur Mobilität in Budapest und Restaurants. Im Anhang befinden sich wertvolle Tipps zu Bargeld, Taxifahren, Hotels, Zahnärzte, Geheimtipps und Kuriositäten.

 

Budapest: Abseits der Pfade“ ist etwas für Reisende, die eine Stadt zu Fuß erkunden möchten, die Fragen stellen und Anteil nehmen.

 

LiteraTüren. 11. März 2021 - Sachbuch Reiseliteratur Rezension

 

Bettina Spoerri & Miklós Klaus Rózsa: 

Budapest abseits der Pfade. Braumüller Verlag, Wien 2020.

ISBN 978-3-99100-317-5. 190 Seiten, Taschenbuch


Im folgenden Album finden sich alle Bilder aus dem Buch - und  zusätzlich einige mehr, die es nicht ins Buch geschafft haben, und das alles auch noch in Farbe :-)

Bilder: ©opyright by Miklós Klaus Rózsa | photoscene.ch

 

Bilder: ©opyright by Miklós Klaus Rózsa | photoscene.ch

Impressionen von der Vernissage

24. November 2020

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